Donnerstag, 20. November 2014

New Rainland

Heute ging es weiter nach Süden, zuerst an der Küste entlang bis zum Haast River, um dann nach Südosten zum Haast Pass ins Innere der Berge abzubiegen. Was soll ich sagen? New Rainland zeigt sich von seiner feuchten Seite. Besonders die Wetcoast, ich meine die Westküste, versank in Sturm, Wolken und heftigem Regen. Nichts zu sehen. Dabei fing es morgens noch ganz heiter an, sogar der Fox Glacier zeigte sich noch einmal. Doch das wars dann auch. Den Rest der sicher schönen Strecke durch die Berge war nichts, aber auch gar nichts zu sehen außer grauem Regen.


Erst jenseits des Haast Passes, also auf der Ostseite des Gebirgskamms, wurde es etwas besser, vor allem trockener. Zumindest schauten jetzt die Füße der Berge hervor. Man nahm mit, was man kriegen, also sehen konnte, also die Wasserfälle (dabei war der ganze Tag ein einziger Wasserfall!), Lookouts in den Nebel, und dann auch die Blue Pools, die aber ganz grün waren. Selbst bei trübem Wetter gab es eine dolle Farbe des Wassers zu sehen.


Entlang des Lake Wanaka und des Lake Hawea kam sogar die Sonne durch, juchu! Die schöne Strecke verlief nun auf der Ostseite an kahlen Bergen und blauen Seen entlang. Die Berge hier reichen so bis etwas über 2000 m, die höchsten sogar weit über 3000 m, das ist schon eine ganze Menge. Der höchste Berg Australiens hat nur 2600 m. Also sind die Neuseeländischen Alpen für die südliche Hemisphäre ganz beachtlich. Natürlich ist man in einem Tag durch, aber das ist hier ja typisch so, alles Miniatur, alles im Puppenformat. Die Bergkulissen wirken wie in Hollywood, als könne man sie an- und ausschalten. Wahrscheinlich sind deswegen hier so viele US-Filme (Herr der Ringe) gedreht worden.


Wanaka ist ein kleines, lebendiges Freizeit-Örtchen am gleichnamigen See, im Winter ein Skiort mit einigen Pisten in der Nähe, im Cardrona Valley. Da werde ich morgen durchfahren auf dem Wege nach Queenstown. Jetzt im Sommer (haha) werden Wassersport aller Art und natürlich wieder Helikopter-Flüge über die Berge angeboten. Das kann einen erfahrenen Alpinisten aber kalt lassen. Berge, höhere und schönere, habe ich zu Hause genug, lockt mich also nicht. Man muss immer die Relation sehen: Auf der Südhalbkugel gibt es das sonst nicht, allenfalls in Patagonien, und das ist doch sehr weit weg - für Aussies und Kiwis hier also eine nahe gelegene Attraktion.



Manches ist hier in NZ sehr britisch. Gestern beobachtete ich beim Essen am Nebentisch ein Ehepaar meines Alters, sehr konservativ, aber gediegen gekleidet, sehr britischer Akzent. Er redete oft und viel, sie nickte gelegentlich, schwieg aber beharrlich und ließ die Augen erst zu ihrem Mann, dann ins Grenzenlose schweifen. Ich habe von ihr kein Sterbenswörtchen gehört. Sie aßen ihr Menu, und als ich sie später draußen wieder sah, gingen sie miteinander Händchen haltend, d.h. er hielt sie an der Hand. Das muss Liebe sein :-) oder nur Gewohnheit? Jedenfalls traf ich sie vorhin am anderen Ort wieder im Lokal zum Abendessen (wir scheinen einen gemeinsamen Geschmack zu haben), in ganz neuem Dress, aber wieder konservativ-gediegen. Er redete und erzählte wie tags zuvor, sie nickte und schwieg - und folgte ihm dann. Was für ein Paar! Ob das eine Art Rezept ist? Naja, ich weiß nicht...


Ihr seht: Was die Landschaft nicht her gibt, gleicht die Wahrnehmung der Menschen um einen herum wieder aus.

Und hier gibts wieder den Link zum Webalbum.


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