Mittwoch, 17. Dezember 2014

Sack voller Erinnerungen

Die Heimat hat mich wieder. Ich bin zu Hause angekommen, habe inzwischen auch recht ordentlich geschlafen und und räume die Reisesachen weg. Dabei wird das, was ich gerade noch erlebt habe, zu einem besonderen Schatz: Es verwandelt sich in eine kostbare Erinnerung, die gepflegt werden will. Dazu helfen die Fotos und auch dieses Reiseblog.

Es war eine sehr schöne Reise, besonders Tasmanien hat mir gut gefallen. Neuseeland ist eine solch lange Reise aus meiner Sicht nicht in gleicher Weise wert. Wenn man einmal da "unten" ist, dann gibt es dort natürlich wunderschöne Stellen. Ich habe in Neuseeland viele sehr gute und interessante Begegnungen gehabt. Ich würde die Rundfahrt aus heutiger Sicht ganz anders planen, ich schrieb davon schon einmal. Im Abel Tasman NP sollte man Zeit für eine mehrtägige Wanderung haben. Auch Tasmanien würde ich anders angehen. Wenn man dort ist, sollte unbedingt genügend Zeit für (auch mehrtägige) Wanderungen drin sein. Erst dann kann sich der ganze Reichtum dieser einzigartigen, urtümlichen Landschaft, seiner Pflanzen und Tiere, erschließen. Dafür muss man sich dann schon die passende Ausrüstung mit nehmen. Und Wanderungen anmelden, lange vorher, beim "Highlander" wird für die Hochsaison die Anmeldung ein Jahr vorher empfohlen. Mal eben spontan ist nicht. Das geht dann in den vielen anderen Nationalparks im Südosten und Südwesten schon eher.

Strahan
Neuseeland und Tasmanien scheinen in mancher Hinsicht ähnlich, sind beim genaueren Hinsehen aber doch total verschieden. Für mich liegt das Faszinierende an Tasmanien darin, hier eine Landschaft vorzufinden, wie sie vielleicht vor 100 Millionen Jahren ausgesehen haben mag, zur Zeit der Dinosaurier. Jedenfalls gibt es nur hier eine solche Fülle archaischer Flora und Fauna wie nirgendwo sonst auf der Welt. Das macht Tasmanien in seiner isolierten Lage einzigartig. Und auch ohne dieses Wissen schaut Tasmanien in seiner urwüchsigen herben Natur einfach wunderbar aus - eine Insel in den "roaring forties". Ich kann allerdings auch verstehen, wenn nicht jeder Besucher diese raue (und feuchte!) Schönheit schätzen kann. Die Tassies aber habe ich in mein Herz geschlossen.

Insgesamt kommt diese Reise nicht an die Erfahrungen und außerordentlichen Erlebnisse heran, die ich in Brasilien oder vorher in Alaska und Kanada gemacht habe. So etwas ist halt schwer zu toppen, und die Messlatte liegt nach so vielen Reisen und Vergleichen immer höher. Von daher also: Es war eine sehr schöne Reise mit tollen Gegenden, herrlichen Landschaften, vielen Begegnungen und wunderschönen Erlebnissen. Dazu gehören halt auch Sydney und Melbourne - einfach super Städte.

Die Reise bzw. der Flug ist schon lang: erst 9,5 Stunden von Melbourne nach Hongkong (= 7500 km, man unterschätzt das), dort einige Stunden Aufenthalt, dann 13 Stunden nach Frankfurt (= 12500 km), also insgesamt sind das 22,5 reine Flugstunden und 20.000 km, ziemlich genau ein halbes Mal um den Äquator. Das kann man ganz gut wegstecken, wie ich das zum Glück tue, vor allem mit viel Schlafen und Dösen. Aber es bleibt eine elend lange Zeit. Da sollte es dann auch Außerordentliches zu sehen und zu erleben geben: Australien löst das allemal ein, und Neuseeland nimmt man gerne einmal mit!


Samstag, 13. Dezember 2014

Melbourne - heimliche Hauptstadt

Melbourne zeigt sich von seiner hochsommerlichen Seite: feinste Sonne, blauer Himmel, 30°. Fast zu heiß für die Stadt. Heute habe ich mich einfach treiben lassen. Der Federation Square, Melbournes zentraler Treff, bietet viel Gelegenheit zum Schauen und Staunen. Seine moderne Gestaltung, vor allem auch diejenige des Museums of Contemporary Art, waren anfangs umstritten. Inzwischen, also seit vielen Jahren ist der Platz gegenüber von Flinders Station, an der Queensbridge über den Yarra River und damit neben der Flaniermeile Southbank, die gute Stube Melbournes. Die hoch moderne Waterfront dagegen schafft es immer noch nicht, so recht aus dem toten Winkel der Stadt heraus zu kommen. Allerdings ist dort inzwischen ein wenig mehr los, als ich es vor 5 Jahren erlebt habe. Da war da alles tot. Jetzt sind wenigstens die Marina und die direkt angrenzenden Cafes belebt. Waterfront liegt einfach etwas abseits und kann keinen direkten Anschluss an die Southbank finden.



Noch etwas hat sich nicht verändert: Das italienische Viertel mit zig Restaurants an der Lygonstreet. Hab mich daran erinnert und die Gegend gestern Abend besucht. Gute Restaurants, sehr viel los. Und dieser Stadtteil Carlton grenzt unmittelbar an die Swanston Street. Damit liegt das Ibis hier nach wie vor ideal: Gegenüber ist der einmalige Victoria Market (MUSS man gesehen haben), Elisabeth oder Swanston St. bieten Tramlinien direkt durch die City Richtung Flinders St. und nach St. Kilda. Zwei Tramstops weiter stadtauswärts oder 850 m zu Fuß gelangt man zur Lygon St. Mein etwas negativer erster Eindruck kommt daher, dass das Ibis derzeit direkt zwischen zwei Baustellen liegt: Appartement-Türme werden errichtet. Aber das geht ja auch mal wieder vorbei.

Überhaupt die Tram. Sie ist das ideale Verkehrsmittel im CBD und darüber hinaus. Man kauft eine lesefähige Plastikkarte und lädt sie mit einem bestimmten Betrag auf. In meinem Fall sind das für drei Tage $18 plus $7 für die Karte. Damit kann ich dann so viel mit allen Verkehrsmitteln im Stadtgebiet herum fahren wie ich will. Die Tram kann so weit benutzt werden, wie sie fährt. Das reicht bis St. Kilda (will ich morgen hin) oder bis zum Melbourne Zoo. Da war ich heute, sehr nette Anlage. Außerdem gibt es natürlich immer noch die beliebte kostenlose Circle Line (35) die jeweils im und entgegen dem Uhrzeigersinn die City umfährt. Sie ist zwar nicht das schnellste Verkehrsmittel, aber dank der Erklärungen zu den Lokalitäten sehr informativ. Sonst nimmt man eben eine andere, direkte Tramlinie. Also Tramfahren ist in Melbourne ein Vergnügen.



Und dann gibt es natürlich auch noch den Melbourne Hook, eine Spezialität, die ich gerne mal als Autofahrer erlebt hätte: In der City muss man sich an dafür gekennzeichneten Kreuzungen zum Rechtsabbiegen (Achtung: Linksverkehr) ganz links außen einordnen auf gekennzeichneten Abbiegepunkten und darf dann vorweg einbiegen, wenn die gekreuzte Straße gerade wieder Grün kriegt. Klingt kompliziert, wenn man’s sieht, ist es ganz einfach - und dennoch drollig.

Zum Victoria Market könnte ich Romane schreiben. Man muss diesen täglich geöffneten Riesenmarkt [Korrektur: Montag und Mittwoch geschlossen] einfach mal erleben. Es gibt Lebensmittel aller Art, Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Spezialitäten aus aller Herren Länder, und riesige Hallen mit Non-Food, also Textilien, Schmuck usw. Es gibt nichts, was es hier nicht gibt. Gesäumt wird die Marktanlage von Imbisständen aller Art. Eine Fressmeile erster Ordnung. Man kann sich dort oder auch direkt im Markt versorgen und draußen essen; Tische, Stühle und Bänke stehen überall zur Verfügung. Ich habe gestern und heute dort Lunch gehabt mit frischen Austern, das Dutzend für $12, also so gut wie geschenkt. Habe noch nie so billig und gut Austern gegessen. Ich habe es auch gewagt, eine ganzes Dutzend zu verspeisen, obwohl die Dinger (köstlich, jamjamjam) als konzentriertes Eiweiß und Fett ganz schön im Magen liegen können. Egal, das Vergnügen ist für mich ja zeitlich sehr begrenzt. Sie kommen meist aus Tasmanien, was ja gleich gegenüber liegt. Sich an Austern fast über zu essen, also ich hätte nicht gedacht, dass das geht.

Cooks Cottage
Melbourne ist gewiss eine Stadt mit hoher Lebensqualität. Ich sah einen Trupp Asiaten, Senioren, von einem jungen Geschäftsmann begleitet und alle mit Taschen unter dem Arm, die Werbematerial für Appartements enthielten, wie der Aufdruck besagte. Die neuen Wohntürme schießen hier nur so aus dem Boden, und es gibt offenbar dafür eine zahlungskräftige Kundschaft aus dem Ausland. Überhaupt: Melbourne wirkt sehr asiatisch von den Menschen her, mehr als Sydney, nach meinem Eindruck. Es ist ein sehr buntes Bevölkerungsgemisch, dass hier offenbar friedlich und auskömmlich zusammen lebt. Eine echte Weltstadt halt, die zum Bleiben einlädt. Wer nach Australien will, muss aber als Einwanderer einiges vorweisen können, junges Lebensalter, gesuchte Berufe - oder halt Kapital. Da ist Australien sehr strikt. Seine abweisende Flüchtlingspolitik (konservative Regierung) ist auch hier im Lande sehr umstritten, wie ich aus vielen vor allem kirchlichen Plakaten ersehen kann.

Melbourne Hook
Melbourne ist jedenfalls mit seinen vielen Parks, dem Yarra River und einer quick lebendigen Innenstadt, die auf eine Vielzahl kultureller Einrichtungen und Ereignisse hinweisen kann, eine sehr liebenswerte Stadt Australiens. Sie ist ruhiger als Sydney, auch sehr anders geprägt durch die vielen viktorianischen Bauten, aber eben auch eine tolle Stadt. Passt so recht zum Abschied von Australien!

Hier im Google Webalbum gibts alle Fotos aus Melbourne.

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Nebenbemerkungen - ein paar

Donnerstag, 11.12.2014

Heute schreibe ich mal ein paar eher persönliche Beobachtungen auf, die mir gerade so durch den Kopf gehen.

1. Nur am Rande bemerkt: Hier im Ibis in Melbourne habe ich mehr schwergewichtige Maoris getroffen als in ganz Neuseeland. Sie haben gleiche Trainingsanzüge an, es muss sich also um eine sportliche Veranstaltung handeln, zu der sie hier sind. Trotzdem very strange. [Erklärung: Powerlifting Championship Asia - Oceania 2014. Beim Frühstück sehe ich auch andere Mannschaften - boah, beeindruckend.]

Equinoctium
2. Melbourne brodelt. Bin gespannt, was das erst morgen wird, wenn das Wochenende, zumal vor Xmas, eingeläutet wird! Total anders als in Sydney, aber auch sehr sehr spannend. Nach Seoul, Korea, brauche ich nicht mehr zu fahren, ist hier omnipräsent. Ich wohne im Uni-Viertel. Habe sogar meine alte „Kneipe“ wieder gefunden. Vor 5 Jahren war sie (als „Bar“) total neu, modern, schick und - leer. Hab damals einen Jug (Krug, gut 1 l) Bier getrunken zum Preis von $ 6. Weiß ich noch genau. - Jetzt ist die Kneipe total angesagt unter Jüngeren, Studenten, aber auch einigen Älteren wie mich. Sie birst vor Betrieb. Den billigen Jug gibts immer noch, allerdings ist heute der Preis $ 10. Zum Vergleich: Ein Glas Bier, ca. 0,4 l (also kein pint), kostet üblicherweise $ 7. Da ist man mit einem Jug auf jeden Fall günstiger dran, wenn man mehr als ein Glas trinkt oder zu mehreren aufkreuzt. Ich habe auf dem Hin- und auf dem Rückweg je ein Glas Bier getrunken, macht $ 14, schlechter Deal, muss ich morgen ändern. ($ ist immer AUD oder $A; wenn sie den US-Dollar meinen, schreibt man hier $US.)

3. Ich habe auf der Reise viel zu viel und viel zu falsche Sachen eingepackt und mit gehabt. Mehr als die Hälfte habe ich nicht gebraucht, vor allem keine Sommersachen. Hatte ich mir doch irgendwie anders vorgestellt. Auch viel zu viel Wäsche; laundries gibts bequem in jedem Hotel für wenige Dollar. Dabei habe ich im Wesentlichen das getragen, was ich mir auch hier gekauft habe. Ohne meine in Kiwiland erworbene sportliche und warme Kathmandu - Strickjacke wäre ich aufgeschmissen gewesen, trage sie jeden Tag. Zwei passende moderne Kathmandu - Funktions - Polos und ein Paar Funktions - T-Shirts dazu, und ich bin komplett. Da hätte ich mir viel Schlepperei sparen können. Werde meine Lehre daraus ziehen: Minimum mit nehmen, passend einkleiden vor Ort.

4. So viel gefroren, vor allem nachts, wie bei dieser Reise habe ich noch nie, noch nicht einmal in Alaska und auch nicht in den Anden (obwohl dort... naja). Meist half gegen Morgen nur die superwarme (dünne) Gipfeljacke (The North Face). Weder in NZ noch in Tassie hat man vernünftige Heizungen im Hotel, nur Klimaanlagen, bestenfalls. Und die wärmen nicht richtig. Üblich sind hier Betten mit eingezogener Heizdecke. Überall in Kiwi- und Tassieland hängt also ein elektrischer Schalter aus dem Laken. Ich mag das nicht, habs einmal probiert - dann lieber frieren. Die Luft im Zimmer bleibt ja trotzdem kalt und die Kissen klamm. Handtücher MUSS man täglich wechseln lassen, sie trocknen eh nicht. Es sei denn, man hat ein B&B / Hotel, in dem sie elektrisch beheizbare Handtuchhalter haben, sehr praktisch, aber eben nicht überall. Im Bad sind übrigens weiße Wärmestrahler von der Decke üblich. Die machen schnell warm, wenn man drunter steht, aber da bleibt noch der eine Schritt von der heißen Dusche durch die kalte Luft unter den warmen Strahler ...

Hobart
5. Dennoch war ich nur einmal kurz erkältet, und das nach dem überhitzten Sydney mit der Air Conditioning im Hotel. Kiwi und Tassie haben mir nichts aus gemacht trotz Kälte und Nässe. Am besten war natürlich die Lodge im Cradle Mountain NP. Wenn man mit dem Kamin-Ofen gelernt hat umzugehen, bleibt der die halbe Nacht schön warm, nicht zu heiß. Dann muss man halt einen neuen Scheit rein legen. Optimal mollig. Die Tassies sind sowieso abgehärtet: Es ist Sommer, also trägt man kurze Hosen. Und kurz heißt dort: richtig kurz. So wie beim Football (bzw. Rugby). Ich friere schon beim Ansehen.

6. Das Auto habe ich in Hobart am Airport abgegeben, alles ok, das geht ganz fix und problemlos. Ich bin froh, solch eine lange Strecke auf beiden Inseln Neuseelands und dann quer durch Tasmanien (alles in allem knapp 4000 km) ohne Unfall oder Panne gefahren zu sein. Ist nicht selbstverständlich. Das nächste Auto, das ich fahre, ist dann wieder mein eigenes. In Deutschland fährt man leider "falsch", an den Rechtsverkehr muss ich dann erst wieder gewöhnen, genauso wie hier in den ersten Tagen an den Linksverkehr. Nachher ist das völlig normal und alles andere kommt einem komisch vor. Ich weiß noch gut, wie das nach früheren Australien-Fahrten dann wieder zu Hause war. Man sollte doch einfach überall vernünftig fahren wie die Briten ;-)

7. Wie sich die Zeiten ändern! Man stelle sich vor, man käme nach fünf Jahren wieder nach München und es gäbe kein Paulaner mehr. So komme ich mir vor, weil VB (Victoria Bitter) verschwunden ist, das ehemalige absolute Standardbier in Melbourne, Victoria. Statt dessen trinkt man hier jetzt überall Boaghs Draught, das Tasmania Beer. Ist ein gutes herbes Bier. Melbourne hat sich sehr verändert, auf den ersten Blick wirkt der Norden der City etwas herunter gekommen. Dennoch wird auch hier viel gebaut, überall Kräne. Melbournes Diversität hat dramatisch zugenommen. Muss morgen erkunden, wohin sich das bessere Dining verzogen hat, Southbank denk ich, oder Docklands. Jedenfalls habe ich gerade einen grilled Baramundi genossen, also echt Australien. Und die City hat sich in eine einzige kombinierte elegante Riesen-Mall verwandelt. Vor Weihnachten ist da natürlich allerhand los. Kombiniert: Man geht von einer Super-Mall in die nächste per Brücke oder unterirdisch. Irre. Fast wie in Hongkong.

Hobart
8. Der Abschied von Hobart ist mir echt schwer gefallen. Hobart hat sich nochmal von seiner schönsten Seite gezeigt. Beim Abflug sah ich auf die silbernen Strände im Sonnenschein. Der Tankwart am Airport hatte schon irgendwie recht: „Why are you going to Melbourne? Stay here!“ Man muss sich erst an Tasmanien gewöhnen, aber dann kann es einen schon sehr packen. Die Menschen begegnen einem sehr offen und direkt, wie ich das aus Westaustralien kenne. Rau aber herzlich. Eine faszinierende Landschaft, unglaublich schön, im Westen eine berauschende Wildnis. Feine Gegend, dieses Tassieland - am A.... der Welt. Klar, ich bin Tassie - Fan!

Hobart, West Point
Hier gibts ein paar weitere Fotos aus Hobart im Google Welbalbum.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Tasman und Port Arthur

Es ging heute die Ostküste hinunter Richtung Hobart. Ich wollte noch einen Abstecher auf die Tasman Peninsula mit dem Tasman National Park machen (nicht verwechseln mit dem Abel Tasman National Park in Neuseeland). Am Ende der Halbinsel liegt außerdem Port Arthur. Die Fahrt war nur teilweise abwechslungsreich, dann wenn man eine schöne Sicht auf die Küste hatte. Ansonsten Farmland - wie in Neuseeland. Interessant wurde es erst wieder ab Sorell, wo man auf die Tasman Peninsula abbiegt.



Dort warten einige durchaus imposante Küstenabschnitte, die man leicht mit dem Auto und mit kurzen Fußwegen erreichen kann, meist schroffe und felsige Phänomene in der Brandung, wie Blowholes, die Tasman Bridge und Devils Kitchen. Das kann man auf den Fotos ganz gut ansehen, nichts Weltbewegendes, aber nett. Ich hatte heute überwiegend tasmanisches Wetter: unvorhersagbar, meist wolkig, recht warm, mit Schauern. Sogar Sonne gabs.



Die Sonne brannte allerdings kurz und heftig in Port Arthur, als ich auf dem baumlosen Rasen einer engagierten Einführung in die Historic Site Port Arthur folgte. Ich wollte mir ja eigentlich die spezielle Convict - Vergangenheit nicht noch einmal antun, aber erstens gehört sie zu Tasmanien und dem tasmanischen Selbstverständnis dazu: Aus den oft wegen Nichtigkeiten wie Armutsdiebstählen verurteilten und verbannten Gefangenen des 18. / 19. Jahrhunderts wurden die ersten Pioniere und Siedler späterer Zeit. Außerdem (zweitens) gibt es in Port Arthur nichts anderes als die großartig aufgemachte und touristisch bis ins Letzte durch geplante Anlage. Man landet am Ende der Straße quasi vor der Kasse und darf dann $A 35 löhnen. Einen Ort Port Arthur, wie ich dachte, gibt es nicht. Das ist dann der Fährhafen Nubeena (Hobart - Nubeena) ein paar Kilometer entfernt, der für die Hobarter bequem die Freizeitwelt der Tasman Peninsula erschließt. Naja, ich hab mir das also angeschaut und angehört, mit welcher Hingabe die Schrecken der Strafen im 18. Jahrhundert geschildert wurden (Marke Gruselkabinett) und mich bald wieder davon gemacht. Und genau in Port Arthur auf dem Rasen schien kräftig die Sonne! Übrigens hat erst Queen Victoria 1877 Port Arthur schließen und umbenennen lassen, da es ein Schandfleck für das British Empire sei. Heute wird es als Touristenmagnet vermarktet - wie gesagt, nicht ganz mein Fall. Der Kaffee war wenigstens ok.



Nun bin ich also wieder in Hobart, es ist trübe und regnet, werde aber dennoch gleich mit Handy-Foto ein paar Aufnahmen machen, wenn ich zur Waterfront essen gehe. Austern sollen hier sehr gut sein, werde sie probieren. Für ein Resumee ist es zu früh: Mir ist noch gar nicht danach, und außerdem braucht man dazu ein wenig mehr Abstand. Und morgen geht es zuerst mal noch nach Melbourne für eine paar glorreiche Vorweihnachtstage auf der Südhalbkugel - es liegt wieder ein Wochenende an, bin gespannt!


Die Fotos von heute gibt es hier im Webalbum Tasman.

Freycinet - blaue Lagune

Dienstag, 09.12.2014

Schaue ich nach draußen, geht da gerade wieder mal die Welt unter: Alles grau, nebelig, kaum etwas zu sehen, es regnet aber kaum. Das ist typisch für die Ostküste, denn hier ist es eher zu trocken. Hobart rühmt sich, die regenärmste australische Provinzhauptstadt neben Adelaide zu sein. Gut, von den Wolken und dem Nebel ist da nicht die Rede. Typisch Tasmanien ist auch der abrupte Wetterwechsel. Der Tag heute begann leicht bedeckt, aber warm mit nordöstlichem Wind. Für meine Unternehmungen war er vorzüglich geeignet. Im Laufe des Vormittags klarte es immer mehr auf, bis es am frühen Mittag schönstes Sommerwetter war: blauer Himmel, blaues Meer, ein paar dekorative Wölkchen am Himmel, weiter Blick, angenehm warm zum Wandern. Als ich nachmittags zurück in Coles Bay im Cafe mal eben Mails checken und mich stärken wollte, pfiff schon ein kalter Wind aus westlicher Richtung. Zwei Stunden später ist alles dicht. Aber da ist es mir egal, denn der Tag ist ganz fantastisch verlaufen.



Ich habe eine längere Wanderung gemacht, die mit 4 - 5 Stunden angegeben war. Es ging über einen Sattel mit tollem Lookout über die westliche, dann die östliche Bay hinüber auf die andere Seite der Halbinsel Freycinet. Dort liegt eine der Attraktionen, die wunderschöne Wineglass Bay. Ein makelloser hellgelber Sandstrand zieht sich sichelförmig die gesamte Bucht entlang. Die Bucht selber ist von blühendem Buschland mit Huon Pines und Eukalyptus Bäumen gesäumt. Ein wirklich paradiesisches Bild. Nur zum Baden lädt das 13° kalte südpazifische Wasser eher nicht ein. 



Dann ging es über den flachen Isthmus, der die beiden felsigen und bergigen Teile der Halbinsel verbindet, auf die andere, die innere westliche Seite von Freycinet Peninsula. Dort findet sich ein ebenso schöner und noch längerer Strand, der Hazards Beach. Diese Bucht wird von Dünen eingefasst, hat also einen ganz anderen Charakter als die Wineglass Bay. Der Blick über die weite Meeresbucht hinüber zum Festland Tasmanien ist wunderschön. Anschließend geht es etwas erhöht auf einem Pfad 8 km die Küste entlang um Nasen und Buchten, bis zum Ausgangspunkt zurück. Dieser track durch eher trockenes Buschland, Myrtle Beeches und vereinzelten Grass Bäumen ist durchaus anstrengend zu gehen, denn er führt über Felsen und Klippen bergauf und bergab. Immer wieder gibt es bei tollen Ausblicken Foto-Stopps, die man gerne auch als Pause nutzt. Auf diesem Weg sind mir kaum Menschen begegnet. Die meisten Besucher hier schaffen es gerade mal zum ersten Lookout über die Wineglass Bay. Danach ist man weitgehend alleine unterwegs und hat allerschönste Ruhe, seine Sinne einfach schweifen zu lassen, in welch schöner Welt man sich gerade bewegt. Tolle Gegend! Vielleicht nicht einmalig, aber sehr sehr schön.



Zum Abschluss des sonnigen Tages bin ich dann mit dem Auto noch die paar Kilometer hinauf zum Cape Tourville gefahren, einem Aussichtspunkt mit Leuchtturm. Toller Blick - und wie der Name zeigt, waren auch hier die Franzosen bereits vor den Engländern da. In den Napoleonischen Kriegen wurde Tasmanien dann von den Briten endgültig übernommen. Das bedeutete zugleich das Ende der indigenen Kultur, die es auch hier seit vielen Jahrtausenden gegeben hat. Aus Sicht der Kolonialmächte war das Land schlicht leer und ließ sich ausbeuten bzw. als Gefängnis nutzen. Berühmt für diese Convict Tradition ist Port Arthur, das ich morgen auf meinem Wege nach Hobart besuchen werde. Dort interessiert mich allerdings mehr der kleine Tasman National Park mit einigen sehenswerten felsigen Küstenabschnitten. Und dann - dann ist mit der Rückkehr nach Hobart meine Tasmanien-Rundfahrt zu Ende. Ob ich diesmal ein paar Fotos in Hobart aufnehmen kann? Ich habs mir fest vor genommen!



Hier gibt es im Google Webalbum Freycinet wirklich traumhafte Fotos von einem der am meisten besuchten und besuchenswerten National Parks in Tasmanien.


World Heritage Tasmania

08.12.2014 Montag - Rückblende

Heute gab es eine sehr schöne Autofahrt durch das östliche Tasmanien. Ich bin dem Tipp des Visitor Centres in Launceston gefolgt und habe einen weiten Bogen geschlagen, um eine sehr malerische Route durch ganz Nordost-Tasmanien abzufahren. Erst ging es durch wenig abwechslungsreiches Farmland, aber dann hinter Scottsdale über die Berge, und das war sehr lohnenswert. Es ist zwar kein Nationalpark, aber ein wunderschön bewaldetes schluchtenreiches Bergland bis zur Küste nach St. Helens, - wirklich eine scenic route. Ab St. Helens ging es dann ca. 100 km die Ostküste hinunter über Scamander und Bicheno bis nach Coles Bay, dem Tor zum Freycinet National Park, auch direkt an der Ostküste gelegen. Also Tasmanische See, wie der Teil des Pazifiks heißt, habe ich heute genug gesehen, wild bewegt und wunderschön. Auf den Straßen ist wenig los. Erst hier am Freycinet National Park ist es wieder voller und sehr touristisch. Er liegt auch nur 2 Autostunden von Hobart entfernt und ist unter Honeymoonern beliebt wegen der schönen versteckten Strände. Morgen werde ich den Nationalpark ein wenig „erlaufen“; die Touren sind schon mit dem stets sehr hilfreichen Visitor Centre abgeklärt.



Die Fahrt letzte Woche (4. / 5.12.) von Hobart hinauf in die Highlands und dann zum Lake St. Clair und weiter an die Westküste nach Strahan verdiente eine ausführlichere Darstellung. Seit dem ist aber schon wieder so viel Neues dazu gekommen, dass ich es bei einem kurzem Überblick belasse - sonst unterbleibt es nämlich gänzlich. Als ich in die Highlands fuhr, ohne genaue Vorstellung, wie die denn aussehen würden, hatte es hinter Hobart im Tal des Derwent River (viel Landwirtschaft und Weinbau) noch sehr stark geregnet. Das blieb auch so bis hinter den Lake St. Clair. Die Landschaft, so konnte man ab und zu durch den Wolken- und Regenschleier ahnen, ist wunderschön, besonders die weiten Hochflächen mit Mooren und, wie ich später auf Karten sah, mit angrenzenden Bergen. Auch den Lake St. Clair konnte ich praktisch nur berglos erleben. Umso schöner war dann die Fahrt hinunter ins Franklin Valley, denn die Wolken rissen etwas auf. Diese 86 km lange Strecke führt der Highway komplett durch den Franklin - Gordon River National Park World Heritage. Atemberaubend schön, vor allem wenn man wirklich alle Haltepunkte mit nimmt und die dort vorgeschlagenen kürzeren Wege wirklich läuft: Mitten durch wilden Regenwald, an einem naturbelassenen Fluss entlang mit klarstem Wasser (Franklin River), hinein in die Berge zu einem tollen Wasserfall (Nelson Falls) und auch einen etwas längeren Weg hinauf zu einem unglaublich schönen Lookout auf einem Granitfelsen hoch über dem Tal. Der herrliche Blick und der Duft der Eukalyptus - Bäume nahm alle Sinne in Beschlag. Dort bin ich nirgendwo vielen Menschen begegnet. Touristisch ist Tasmanien mit Neuseeland nicht zu vergleichen: In NZ ist Hollywood mit Menschmassen, hier in Tasmanien ist Natur pur, wilderness eben, etwas für Genießer. Natürlich sammeln sich etwa im Cradle Mountain NP auch die Touristen, klar, aber wirklich zur jetzigen Vorsaison noch absolut erträglich und Natur - verträglich. Diese Fahrt und die Wege dort waren ein wunderbare Erlebnis, das die Fotos kaum rüber bringen können; darauf ist halt alles immer „grün“. Die Vielfalt der Flora und die Düfte zumal fallen völlig unter den Tisch.



Die Fotos dazu gibt es hier im Webalbum Highlands.

Zu Strahan ist eigentlich nichts zu bemerken außer dem wunderschönen Sonnenuntergang, den ich dort erlebte. Strahan ist ein netter Ausgangspunkt für die Schiffsfahrt auf der Macquarie Bay und den Gordon River hinauf. Zudem ist es der südwestlichste Punkt Tasmaniens, den man auf einer Straße erreichen kann. Der Gordon River war einer der Anlässe, dass diese Region Weltnaturerbe wurde. Ein bisschen etwas davon erahnen konnte man durchaus, wenn man mit dem großen Katamaran langsam in den Flusspark hinein glitt. Anders ist der Park sowie kaum zu erschließen als vom Wasser her: alles ist unzugängliche Wildnis. Aber schön! Der Regenwald blüht zu dieser Jahreszeit über und über, und der Honig aus den Blüten der Leatherwood Bäume schmeckt ungemein herzhaft und aromatisch; ich habe ihn gekostet. Das Tal des Franklin - River bis hinunter zum Gordon River sollte in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts durch einen riesigen Damm in einen Stausee zur Stromerzeugung verwandelt werden. Heftige Proteste, die größten die Australien je gesehen hat, haben dann tatsächlich dazu geführt, dass dieses Projekt nicht verwirklicht wurde. Das war mit ein Anlass für die UNO, diese Region nun 1982 zum World Heritage erklären zu können. Welch ein Segen ist daraus entstanden! Eines kann ich auf jeden Fall sagen: Die Zeit ist viel zu kurz, um tiefer in die wilde Schönheit Tasmaniens eintauchen zu können. Es würde mich total reizen. Man bekommt einen Eindruck, mehr nicht. Der ist allerdings bei mir sehr nachhaltig.



Einen Eindruck davon vermitteln auch die Fotos im Webalbum Strahan.

Vom Cradle Mountain National Park ging es am Sonntag wieder ostwärts durch hügeliges Land, das überwiegend zur Viehzucht genutzt wird, bis nach Launceston, der zweitgrößten Stadt Tasmaniens. Erwähnenswert ist unterwegs noch der kleine Ort Sheffield, eine richtige Western Stadt, die sich durch ein alljährliches Festival mit Mauerbildern (murals) einen Namen gemacht hat. Die Fotos dazu erklären alles. Solange es durch Bergland geht, herrscht dichte Bewaldung vor, die wirtschaftlich genutzt wird. Meistens sind es die hiesigen Eukalyptus Wälder. Dazwischen immer wieder Hinweisschilder auf kleine Staudämme, die zur Energieversorgung Tasmaniens beitragen. Solar- und Windenergie ist erst ganz allmählich im Kommen.



Launceston hat auf den kurzen Blick, den ich abends dort hatte, wenig zu bieten, eine Industrie- und Verwaltungsstadt halt. Stets wird auf die Launceston Cataract Gorge hingewiesen. Ich habe sie natürlich besucht, war aber ziemlich enttäuscht, weil der Fluss sehr wenig Wasser führte und von Katarakten schon gar nichts zu sehen war. Die Felsschlucht ist allerdings beeindruckend, weil sie aus mächtigem Basalt und / oder Granit besteht. Eine hübsche Hängebrücke für Fußgänger führt hinüber, und ein viktorianisches Gebäude mit Cafe lädt zum Verweilen ein. Alles ganz nett, aber am nächsten Tag ist man gerne wieder fort. Abends habe ich im Hotel o’Keefes ein wirklich sehr gutes Steak bekommen, das beste seit langem. So hat eben doch jede Stadt ihre Stärken - und ja natürlich, eh ich es vergesse; Launceston ist die Heimat des hier weit verbreiteten Tassie-Bieres Boaghs Draught. Das ist auch echt gut und edel.



Die Fotos von diesem Tag finden sich im Webalbum Launceston.

Und dann ging es am Montag hierher in Freycinet National Park, auf einer Halbinsel an der Ostküste gelegen. Davon mehr im nächsten Blogbeitrag.

Ein paar Fotos von der Ostküste gibt es im Webalbum EastcoastTAS.


Sonntag, 7. Dezember 2014

Cradle Mountain Highlight

Samstag, 06.12.2014

Ich fange heute mit dem Erzählen an und lasse die Fotos erstmal beiseite. Es sind so viele geworden, dass ich sonst zu nichts anderem mehr komme. Allein in diesen wenigen Tagen in Tasmanien habe ich fast so viel fotografiert wie in den drei Wochen in Neuseeland zusammen. Das sagt schon einiges aus. Das Wetter ist weiterhin sehr regnerisch, aber das macht mir inzwischen kaum mehr etwas aus. Es gibt immer wieder Aufhellungen und Lichtblicke, und was man dann zu sehen kriegt, ist überwältigend schön. Und der Regenwald gefällt mir sowieso mit Regenrauschen am besten, so wie jetzt gerade.



Ich bin meinem privaten SPA entstiegen, wohlig entspannt und gewärmt, habe auf dem Bett gelegen, dem Feuer im Kamin zugeschaut und dabei hinaus in den dichten Urwald geblickt, der sich direkt von der Terrasse meiner Cabin aus erstreckt, und dem Rauschen im Blätterdach oder dem Trommeln der Tropfen auf dem Vordach gelauscht. Perfektes Wohlgefühl, zu dem ein Gläschen Port durchaus beiträgt, wunderbare Entspannung, die Freude über das Licht, das über die Blockhütte hinweg in den Wald leuchtet. Ab und zu sehe und rieche ich einen schwachen Rauchschwaden, der vom Schornstein her in den Wald gelenkt wird. Die Terrassentür steht offen, denn sonst hätte ich hier drinnen eine Sauna. Die beiden Rabenvögel, die hier immer auf der Terrasse betteln, sind auch für eine Weile verschwunden: Gibt nichts. Es sind die Tasmanischen Currawongs, intelligent und elegant wie alle Rabenvögel. Die Wallabies haben sich heute vor dem Regen weitgehend verkrochen.



Morgens dachte ich: Wie schade, dass ich von dem gewiss wunderschönen Cradle Mountain National Park, auch von den Cradle Mountains selber, so gut wie nichts zu sehen bekomme. Ich hatte mir einige kleinere Wege durch den Regenwald in der Nähe der Lodge ausgesucht, nicht zu lang, damit ich nicht zu nass würde. 10° Außentemperatur, immerhin kein Frost und Schnee, den es hier auch im Sommer geben kann. Ich musste noch etwas im nahen Visitor Centre in Erfahrung bringen und fuhr die 2 km mit dem Auto dort hin. Eigentlich wollte ich dann brav den gratis Shuttle Bus benutzen, aber weil es so schüttete, habe ich darauf verzichtet und bin langsam die 8 km lange schmale, gewundene Straße in den Park hinein gefahren. Wenigstens vom Auto aus wollte ich ein bisschen was sehen. Die Landschaft mit ihrem Bewuchs ist total eigentümlich. Gerade die Bäume, Tasmanische Pinien (Huon Pines) ebenso wie Myrtle Beeches, sind endemisch, dazu viele Arten von Eukalyptus (Gum Tree). Das Buttongras auf den weiten Talflächen ist sehr malerisch, es blühen unzählige Sträucher und Büsche. Viele der hier vorkommenden Baumarten gibt es so ähnlich in Südamerika („Südbuche“) und in Südafrika. Das weist auf die gemeinsame Herkunft aus Gondwana hin, dem einstigen südlichen Superkontinenten einschließlich der Antarktis. Auch Australien gehörte dazu, hat sich aber schon früh davon gelöst. Darum sind auch die Ähnlichkeiten zwischen Tasmanien und Australien geringer als beispielsweise zwischen Tasmanien und Südafrika, was die Flora angeht. Bei der Fauna ist es genau anders herum. Auch in Tasmanien gibt es die Säugetiere ausschließlich als „marsupials“, als Beuteltiere wie Kängurus, Walabies und auch den Tasmanischen Devil.



All das kann man sehen, wenn man nur die Straße entlang fährt. Sie endet an einem nicht zu großen Parkplatz oben am Dove Lake. In der Hochsaison wird die Straße für den Privatverkehr gesperrt, wenn die kleinen Parkplätze voll sind. Dann nimmt man den Shuttle Bus, der derzeit 20 minütig verkehrt und verschiedene Haltepunkte bietet. Einen solchen gibt es auch beim „Waldheim“, dem Privathaus des Österreichers Weindorfer, der vor gut 100 Jahren (1911) die Initialzündung dafür gab, das Cradle Mountain der erste Nationalpark Tasmaniens wurde. Damals war Tasmania noch verrufener als Australien, das erst wenige Jahrzehnte vorher (bis 1870) keine Sträflinge mehr aufnehmen musste. Nach Tasmanien in die Arbeitslager kamen ehedem diejenigen britischen Sträflinge, für die selbst Australien noch zu gut war. Da war es für Weindorfer schon recht verwegen, die Welt für die Naturschönheit von Tasmanien begeistern wollen. Seine Beharrlichkeit hatte Erfolg. Cradle Mountain NP ist ihm und seiner Frau und vielen Freunden zu verdanken. Ich habe sein Haus, ein kleines Museum, kurz besucht und bin den „Weindorfer Walk“ direkt hinter dem Haus gegangen. Er würde sich wundern und sicher freuen, was heute aus dem Nationalpark als Weltnaturerbe (seit 1982) geworden ist! Cradle Mountain ist der meist besuchte Nationalpark Tasmaniens.



Als ich dann am Endstation - Parkplatz angekommen war, hatte es aufgehört zu regnen. Es gibt einen sehr schönen Rundweg um den Dove Lake am Fuße des Cradle Mountain. Da der Weg sehr gut befestigt ist und auch heute durchaus begangen wurde, wollte ich es wagen, die 6 km in Angriff zu nehmen, immer gewärtig umzukehren, wenn das Wetter wieder schlechter werden sollte. Aber oh Wunder, die Wolken rissen auseinander, Blaues kam zum Vorschein, und sogar die charakteristischen Spitzen des Cradle Mountain Massivs lagen klar im Sonnenschein! Es wurde rasch warm, ein unglaublicher Duft all der blühenden Sträucher breitete sich aus, und der See zeigte sich mit blauer Oberfläche!



Es war wirklich einfach wunderbar. Ich traf unterwegs Carsten, einen alleinreisenden Abenteurer, mit dem ich dann zusammen gegangen bin. Wir haben den Weg noch kräftig ausgeweitet und sind eigentlich alle Sehenswürdigkeiten abgelaufen und rauf geklettert (Lake Lilla, Wombat Pool, Crater Lake), die es hier als Tageswanderungen zu machen gibt. Sogar ein Stück auf dem „Highlander“ sind wir gegangen, der als Mehrtageswanderung gut 80 km hinüber zum Lake St. Clair führt, alles durch Nationalpark pur, also ohne alles außer dem, was man mit sich tragen kann. Ein „Königsweg“ vieler Hiker. Es fing später wieder an zu regnen, aber das hielt sich in Grenzen und konnte die gute Laune über all die wunderbare Naturschönheit, die es hier zu bestaunen und mit allen Sinnen auf zu nehmen gibt, nicht mehr trüben. Ich hätte nie geahnt, dass ich dann doch die Herrlichkeit von Cradle Mountain so ungetrübt zu sehen und zu fotografieren bekomme!



Bei der Rückfahrt zur Lodge schüttete es wieder ebenso wie morgens, alles war wieder im grauen Schleier versunken. Ich freute mich auf meine wunderschöne Cabin und, na klar, auf die Entspannung im Whirlpool - wow - womit ich wieder am Anfang der Erzählung bin. Jetzt geht es gleich zum Essen und zu einem gepflegten Bierchen hinüber ins Pub-Restaurant. Mal sehen, ob ich danach noch zu weiteren Geschichten aus den Tagen zuvor komme, oder gar zu den Fotos, die noch auf dem Chip warten. Es gibt noch so viel zu erzählen aus Strahan und von der Cruise zum Gordon River, erst recht über all die wundersamen Ausblicke und Einblicke, die ich Tags zuvor bei der Fahrt von Hobart hinauf durch die Highlands und dann 85 km durch den St. Clair - Franklin and Gordon River Nationalpark (world heritage) auf mancherlei nature walks erleben konnte. Tasmanien bietet mehr, als ich mir je vorstellen konnte. Es ist von solch einer eigentümlichen Schönheit, die es zu einer besonderen Perle unter all den Naturschönheiten macht, die Australien auch sonst noch reichlich zu bieten hat. Gut, den Tasman Devil habe ich hier noch nicht live gesehen, nur tot am Straßenrand. Dafür habe ich ihn ja sehr nah im Taronga Zoo in Sydney vor der Linse gehabt!




Und hier geht es zu weiteren Fotos dieses Tages im Webalbum. - Es gibt später noch mehr von den anderen Tagen.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Hobart und seine Tassies

Ja, was soll ich zu Hobart sagen? Es ist immer ungünstig, wenn sich ein Ort bei tief hängenden Wolken, Nebelnässen und sehr mäßigen Temperaturen (max. 15°) präsentiert. Hobart wird nach meinem Eindruck etwas zu sehr hoch gelobt, gut funktionierende PR. Das wirklich hübsche Viertel am Salamanca Place erstreckt sich gerade mal 400 m an einer Hafenseite. Die Harbourside könnte mal was werden, bisher wird sie von billigen Fischbuden dominiert. Die andere Seite ist ein geschäftiger Fischereihafen, dessen Gerüche zumindest nicht sehr romantisch sind. Einiges hat Hobart da schon an schicken Gebäuden hin gestellt, aber das kann allenfalls ein Anfang sein.

„Hobart CBD“ von Aaroncrick - Eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hobart_CBD.JPG#mediaviewer/File:Hobart_CBD.JPG
Die Stadt ist ein Paradies für Pubs, home breweries und Whiskey Tavernen. Also besaufen kann man sich hier an jeder Ecke von morgens an. Das Battery Point Viertel enthält kleine historische Fischerhäuser, auch ganz nett. Leider hat sich der Mt. Wellington gestern und heute überhaupt nicht gezeigt. Sehr schön sind die Strände im Osten Hobarts. Ich habe einen Abstecher zum Seven Miles Beach gemacht, eine weit geschwungene Bucht mit feinstem Sandstrand. Erstaunlich, heute war da überhaupt nichts los...

Was macht man an solchen Tagen? Museum besuchen. Es gibt hier in einem Vorort am Derwent River, der in der Bucht von Hobart mündet, ein viel gerühmtes Museum für alte und neue Kunst, das MONA. Es ist natürlich nur moderne Kunst, die alte Elemente, besonders gerne ägyptische Motive und Artefakte verarbeitet. Eigentlich ist es ein Museum für die Werke des US-Künstlers Matthew Barney. Nun ja, man kann seine Installationen mögen oder auch nicht. Die Anlage des Museums ist recht imposant mit der innen frei liegenden hohen Felswand aus Sandstein. Verbunden ist das Ganze mit einer Winery samt Hotel. Also Kommerz verstehen die Tassies. Aber dass man da nun hin wallfahrten muss, naja, nicht mein Ding. Immerhin gibt es eine eigene Schiffsverbindung vom Hafen Hobart aus, die auch gerne im Gesamtpaket angeboten wird: Damit man nach all den verrückten Dingen dort bei einer gediegenen Weinprobe wieder klaren Kopf kriegt.

Meine Erkältung, die ich mir aus Sydney mitgebracht habe (air conditioning), klingt ab, das Auto ist übernommen mit einem Upgrade auf ein etwas größeres Vehikel, nun kann also die Landschaft Tasmaniens auf mich zu kommen. Morgen geht es quer über die Insel an Nationalparks vorbei (Lake St. Claire) bis zur Westküste nach Strahan. Hoffentlich kann ich etwas sehen bei all den Wolken. Und nach Westen? Da kenne ich doch noch die „Westerlies“ aus Kiwiland. Übrigens habe ich gelernt: Tasmanien ist eine Abspaltung vom antarktischen Kontinent, nicht von Australien. Darauf treibt es nur zu. Das erklärt die evolutionären Besonderheiten von Tasmania.


Dienstag, 2. Dezember 2014

Sydney for ever

Während ich auf den Flug nach Hobart warte, kann ich ein bisschen von Sydney erzählen. Es ist eine tolle Stadt, nicht nur, weil so viel los ist, sondern weil es bei allem Tourismus, bei allem Business, bei allem Trubel doch sehr entspannt zu geht. Mit dem Samstag Abend, als am Darling Harbour die große Santa Claus Party statt fand, hatte ich einfach Glück. Das Erlebnis war fantastisch. Ein Feuerwerk habe ich in Sydney schon öfter gesehen, das allein ist es also nicht, auch nicht der so ganz andersartige Weihnachtsschmuck, die vielen Santa Kläuse mit Ho-Ho-Ho usw. Es war diese fröhliche und zugleich entspannte Atmosphäre, in der tausende Menschen um den Hafen herum, in Restaurants, Bistros, Bars oder einfach nur auf den Bänken der Warfs feierten. Ich ergatterte einen Platz mit bester Aussicht auf Hafen und das Feuerwerk-Spektakel, es waren an meinem Tisch noch 2 Plätze frei. Hier traut sich niemand, sich zu jemand anderem an den Tisch zu setzen; man respektiert die private Sphäre. Ich sah nach einer Weile zwei Männer, etwas jünger als ich, mit Bierglas in der Hand (man kauft sich das Getränk zuerst an der Bar) einen Platz suchen und winkte sie zu mir, um ihnen die freien Plätze an meinem Tisch anzubieten. Sie waren hoch erfreut und bedankten sich sehr. Es waren zwei Geschäftsleute aus London, die aus Perth angereist waren, um dann anderntags von Sydney aus nach Hause zu fliegen, auf Stippvisite also. Sie waren hin und weg von der Atmosphäre, die sie hier erlebten. Wir kamen schnell ins Gespräch, mit David and Peter, ganz förmlich mit Vorstellung und so (aufstehen, sich vorstellen, Hände schütteln, very britisch), und so wurde es noch ein ganz besonders gemütlicher Abend. Peter schleppte Unmengen Bier an, die wir konsumierten, aber als dann David auch wieder ein Tablett voller Gläser holen wollte, habe ich doch dankend abgelehnt („are you sure?“) und mich lieber verabschiedet. Es war auch so schon mehr als genug. Allein von dieser Begegnung und Unterhaltung bis weit in den Abend hinein könnte ich noch einen extra Artikel schreiben. Und das alles im Trubel dieser lockeren Santa Clause Feier mitten im Darling Harbour!



Als ich dann ins Hotel zurück ging - es war kurz vor Mitternacht -, erlebte ich eine weitere Überraschung. Die City, wirklich die echte City, die anderswo am Wochenende oft menschenleer ist, barst vor Verkehr wie zur Rushhour. Eingänge, die mir am Tage gar nicht aufgefallen waren, führten in Bars und Clubs in den oberen bzw. unteren Etagen, oft über den Geschäften. Security davor wegen der Einlass-Kontrolle, und dann steppte der Bär. Gute Einrichtung: Jeder, der aussieht (!) wie unter 25 Jahren, muss sich ausweisen. So geht das, eine einfache Regelung. Die Liverpool St. war eine einzige Partymeile. Was dann weiter im Osten in der Oxford St., dem Regenbogenviertel gleich hinter dem Hyde Park, los gewesen sein muss, kann ich nur ahnen von meinen Erlebnissen dort am Freitag Abend, als ich noch nicht recht blickte, wo ich mich da bewegte. Das Castro-Viertel in San Francisco ist nichts dagegen. War am Freitag auch schon sehr amüsant, auch davon könnte ich einige Geschichten erzählen.




Und dann die Parks, der Paramatta-Fluss, die Bay, die Beaches! Sydney hat aus meiner Sicht eine der obersten Plätze für hohe Qualität urbanen Lebens einer Mehrmillionen-Stadt. Ich habe diesmal mit einem Tagespass der öffentlichen Verkehrsmittel (ca. 15 €) Busse, Bahnen und vor allem auch Fähren genutzt. Das geht, wenn man begriffen hat, wie es läuft, sehr flexibel und bequem und vor allem sehr viel besser als mit den angebotenen touristischen Busrouten (hop on - hop off). Die Fähren sind klasse. Mit ihnen habe ich die östlichen Suburbs samt Stränden „erobert“, das heißt besucht und ausgekundschaftet. Die Ergebnisse sind an meinen Fotos zu sehen von Bondi Beach, Watson Bay, Manly und Manly Beach, The Gap, Turonga Zoo, Cacatoo Island usw. Das war trotz mancher bekannter Orte doch eine neue Entdeckung für mich. Habs genossen! Und alles ganz entspannt in hochsommerlicher Wärme, 29°, und abendlichem Gewitter. Es blieb aber warm. Dieser Frühsommer in Sydney ist sicher eine ganz besonders schöne Zeit, alles grünt und blüht, besonders im Botanischen Garten und in all den Parks. Ich habe Sydney schon mal im Spätsommer erlebt, da ist doch vieles braun und verdorrt, und es ist bisweilen auch einfach unerträglich heiß. So war das einfach ein perfektes Erlebnis: Sydney for ever!



Die „üblichen Verdächtigen“ unter den Sehenswürdigkeiten habe ich gar nicht extra genannt, Harbour Bridge, Opera House, Circular Quai, QVB, The Strands Arcade. Die gehören zu Sydney einfach dazu. Die schwungvolle Linie der Harbour Bridge und das einfach wunderschöne Opernhaus mit seinen bei unterschiedlichem Licht unterschiedlich schimmernden Shell-Dächern sind solch eine einmalige Kombination, dass ich nicht weiß, ob es anderswo eine vergleichbar eindrucksvolle Silhouette gibt. Ich jedenfalls habe bisher nichts Vergleichbares gefunden. Ob Hamburg mit seiner Elbphilharmonie da einmal heran reicht?



Anfangs dachte ich noch, bei drei vollen Tagen Sydney könnte ich noch einen Tagesausflug in die Umgebung machen, sei es die Ostküste entlang, sei es in die Blue Mountains. Keine Chance! Sydney selber hat mehr als genug zu bieten, und das einzige, was ich während dieser Tage nicht hatte, war Zeit. Das hatte ich schon geahnt. Aber nun wollte ich doch wenigstens etwas von meinen Eindrücken erzählt haben. Der Flug nach Hobart wird ein Katzensprung von knapp 2 Stunden. Da wird es wieder kühler und feuchter werden. Das gehört zu Tasmanien dazu.

Donnerstag, 27. November 2014

Christchurch und das Ende

Es war eine lange und wenig abwechslungsreiche Fahrt von Dunedin auf dem SH 1 gen Norden - das ist eine richtige Livestock Route: jede Menge Trucks mit Schafen. Neuseeland versorgt offenbar die ganze muslimische Welt mit Schaffleisch. Anfangs gab es einen kurzen sehr malerischen Abstecher auf der kleinen Küstenstraße nach Karitane, und die letzten 150 km bin ich die Scenic Inland Route gefahren, etwas dichter an den Bergen, auch ganz hübsch. Der Rest war plattes Küstenland mit bewässerten Weiden und Vieh, meist Schafen. Insofern also wieder typisches Neuseeland.



Der Nachmittag in Christchurch war sehr beeindruckend. Ich war doch nicht ganz darauf gefasst, was ich hier vorgefunden habe. Das riesige Areal der City ist zerstört vom Erdbeben 2011 und heute eine große reconstruction area. Manches ist schon wieder fertig, vieles noch Provisorium und der Rest Baustelle. Ich wurde an (Ost-) Berlin 1990 erinnert. Ich hatte mir das Ausmaß so nicht vorgestellt. Sehr eindrucksvoll, doch macht es auch betroffen. Es gab hier mehr Tote als 9/11. Und alles wird später schöner sein als es vorher war. Also das zu sehen, gehört zu Neuseeland unbedingt dazu: Die positive Kraft, den Naturgewalten mit neuen Zielen entgegen zu treten.



Das war also nun Neuseeland. Es ist ein schönes Land, reich an vielfältigen Naturschönheiten. Gerade diese Vielfalt auf relativ kleinem Raum ist es vielleicht, die Menschen so anzieht. Es gibt hier Vulkane, Strände wie in der Südsee, Gebirge mit Schneebergen, Fjorde und viel Regenwald, und zwar den in den gemäßigten Zonen, also nicht den tropischen, mit Wasserfällen, Höhlen usw. All das macht Neuseeland zu einem Kaleidoskop bunter Landschaftsformen. Aber alles ist doch recht klein und übersichtlich, sozusagen im Kleinfilmformat. Dazu gibt es eben auch weite Landesteile, die ganz stark von einer sehr einseitigen Landwirtschaft (Viehzucht, Holz) geprägt sind. Das macht weite Teile des Landes sowohl auf der Nord- als auch auf der Südinsel recht eintönig.



Klar gibt es auch wirkliche Highlights. Ich rechne die Coromandel Peninsula dazu und natürlich den Milford Sound. Beides habe ich so sonst nirgendwo gefunden. Alles andere gibt es woanders auch, meist großartiger und besser. Da sollte man also lieber die „Originale“ anschauen, auch wenn man dafür recht viel in unterschiedliche Weltgegenden reisen muss. Wir in Europa sind mit einer solchen Vielfalt und einem solchen Reichtum an verschiedenartigen Landschaften und Landschaftsformen gesegnet, dass man deswegen kaum nach Neuseeland reisen müsste. Für Australier sieht das ganz anders aus: Die haben so etwas, was es in Neuseeland gibt, nicht auf ihrem Kontinent. Kein Wunder, dass so viele Ozzis so gerne die Kiwis besuchen!



Ganz besonders aber dürfte sich Neuseeland erst für den Wanderer erschließen. Die Nationalparks sind vorbildlich mit Wanderwegen, gerade auch mit Weitwanderwegen, erschlossen. Gute Informationen und bestens ausgeschilderte Tracks machen sie zu einem Paradies für vergleichsweise ungefährliches Wandern; wirklich gefährliche Tiere gibt es hier nicht, keine großen Raubtiere, keine Giftspinnen, also alles "clean". Den Wanderern dürften sich noch ganz andere Seiten Neuseelands eröffnen, als ich sie auf solch einer Autorundfahrt überhaupt erleben konnte. Und ein Backpacker - Paradies ist es obendrein. Hier trifft Jugend wirklich jede Menge andere Jugend. Trotz mancher Vorbehalte, die ich hier geäußert habe, muss ich sagen: Dennoch ist Neuseeland samt seinen Menschen, die ich kennen gelernt habe, ein freundliches und irgendwie liebenswertes Land. Ich bin zwar kein enthusiastischer Neuseeland-Fan geworden, aber ich habe diese Inseln schätzen gelernt. Es war eine interessante Reise. Ob man für all das um den halben Globus fliegen sollte, das muss jeder für sich selber entscheiden.

Timaru Xmas
Morgen geht es nun weiter nach Australien. Zunächst gibt es ein paar Tage „Pause“ in Sydney, im Sommer. Mich erwarten 30° am Wochenende. Wenn das kein schöner Advent werden kann! Mit dem Blog werde ich auch etwas pausieren, ehe es dann nächste Woche in Tasmanien weiter geht.


Christchurch re:Start
Ein paar Fotos von heute gibts auch noch hier im Google Webalbum.

Mittwoch, 26. November 2014

Geheimtipp: die Catlins

Da sag noch einer, es gäbe in Neuseeland keine Überraschungen. Heute habe ich eine solche positiv erlebt, und zwar in den Kathleens - nein, das ist nur eine Eselsbrücke, es sind die Catlins. Das ist der Landstrich im Halbmond zwischen Invercargill und Dunedin, also ganz im Südosten der Südinsel. Hatte ich noch nie was von gehört bis heute morgen. Ich entdeckte die Catlins, als ich nach einer schönen Route abseits des SH 1 suchte und den Motelbesitzer in Invercargill fragte. Die Scenic Southern Route (durchweg gekennzeichnet von Te Anau an) führt da auch entlang.



Allerdings habe ich die Alternative direkt an der Küste entlang genommen, schon um zum Waipapa Lighthouse zu gelangen. Das ging bereits zum Teil auf graveled roads, und weiter nach Waikawa geht es nochmal 14 km auf Schotterstraße. Hat sich aber total gelohnt. Die Catlins bieten alles, was ich mir so oft vergeblich von Neuseeland gewünscht habe: Abwechslungsreiche Landschaft, Hügel und schöne Täler, viel Weideland mit unendlich vielen Schafen, aber auch sehr viel Wald, und zwar richtigen Wald, Buschland und Regenwald, und keine Holzplantagen. Dazu immer wieder tolle Küstenabschnitte mit herrlichen Aussichten, Dünenlandschaft, Fjorde, ein bisschen Steilküste, und vor allem wahnsinnig schöne menschenleere Buchten. Seht die Fotos! Also die Catlins haben mir absolut gut gefallen. Die Strecke direkt an der Küste und durch die Küstenberge der Catlins ist ca. 100 km lang und sehr kurvenreich. Man braucht also Zeit, schon um die Abstecher zu Aussichtspunkten an der Küste oder um mehrere Wasserfälle anzusehen. Einen davon habe ich mit einem wunderschönen bush walk besucht.



Nun bin ich in Dunedin (gesprochen d’ni:dn), der vorletzten Station in Kiwiland. Es ist eine sehr schöne, sehr britische Stadt mit viel jungem Leben: Hier ist die einzige große Universität von Otago, der hiesigen Provinz. Dunedin soll aber auch wegen der hohen Lebensqualität bei vielen Auslandsstudenten beliebt sein. Die Lebensqualität kann ich jedenfalls vom Abend her bestätigen: eine tolle Stadt, lohnte für länger als eine Nacht.



Morgen geht es eine lange Strecke mit einer scenic route dabei ca. 500 km nach Christchurch Richtung Norden. Da übernachte ich, um dann am Freitag nach Sydney zu fliegen. So zum Ende hin wird mir nach drei Wochen quer durchs ganze Land etwas eigentümlich zumute. Neuseeland ist doch irgendwie eine interessante Insel (zwei!), ein schönes Land. Dazu aber dann zum echten Abschied morgen noch ein paar Gedanken.

Die Fotos von heute (ohne Stadtbilder) wie immer im Google Webalbum.

Dienstag, 25. November 2014

Stewart Island - Nature Land

Das war ein schöner Tag auf Stewart Island. Das Wetter war bedeckt, aber zunächst klar. Erst am Nachmittag trübte es ein und begann zu regnen - kenn ich: New Rainland. Stewart Island hat Charme, kein Zweifel. Meine Vermutung, dass sich die wirkliche Schönheit erst bei einem der längeren Mehrtageswanderungen erschließt, ist bestimmt richtig. Dennoch ist auch dieses kurze Kennenlernen heute schon beeindruckend. Immerhin ist die Insel fast gänzlich ein Nationalpark.



Stewart Island mit seinem „Hauptort“ Oban (es ist der einzige überhaupt) wirkt sehr wenig touristisch und sieht viel mehr nach Outdoor Fans aus. Natürlich leben die 400 Inselbewohner vorwiegend vom Tourismus. Sogar Cruise Ships ankern in der Halfmoon Bay. Aber es gibt nur ein richtiges Restaurant, ein Cafe, eine Creperie. Ein Inselshop, ein Andenkenladen, eine T-Shirt-Boutique. Das ist alles. Wirklich. Natürlich ist da zentral das Visitor Centre des DOC, des Departement of Conservation. Das ist die neuseeländische Umwelt- und Nationalpark-Behörde. Die sorgt für die hervorragende Erschließung der Nationalparks für „Hiker & Hunter“. Ja, selbst hier darf gejagt werde, zwar nur „white deers“, aber immerhin, es widerspricht der Vorstellung von einem Nationalpark. Alle Vögel sind aber geschützt. Klar, auch der Kiwi.


Ich hatte Glück mit der kleinen Bustour „Village & Bays“, kann ich nur empfehlen. Kylie erzählte wirklich gut und mit viel Herz einer geborenen Insulanerin von der Schönheit und Einzigartigkeit dieser Insel. Sie ist der südlichste erschlossene Punkt Neuseelands im antarktischen Ozean. Und: Stewart Island ist der südlichste Punkt, den ich auf diesem Planeten neben Patagonien, Punta Arenas (das liegt noch eine ganzes Stück weiter südlich), besucht habe. Stewart Island ist daher auch südlicher gelegen als der südlichste Punkt Australiens. Tasmanien, mein nächstes Reiseziel, liegt etwa auf der Höhe Wellingtons, also ein ganzes Stück weiter nördlich.


Das Wetter hätte schöner sein können, klar. Aber auch so waren die Ruhe auf der Insel, besonders jetzt vor der Hauptsaison, und der Gesang der vielfältigen Vögel, die weite Sicht über Buchten und Meere, sehr beeindruckend. Die vielen schönen Buchten und Strände übertrafen fast noch den Abel Tasman NP. Ein sehr schönes und geschütztes Fleckchen Erde, das man erwandern muss, in Neuseeland auf jeden Fall einen Besuch wert.



Der ca. 2,5 stündige Weg (Return) zum Ackers Point bzw. Lighthouse war einfach wunderschön. Ich traf keine Menschenseele und hörte nur das Rufen der Vögel und das Rauschen des Meeres. Da relativiert es sich, dass ich ab 4 Uhr nachmittags, als es heftiger zu regnen anfing, kein geöffnetes Cafe oder Restaurant mehr finden konnte, sondern im Visitor Centre auf die Abfahrt der Fähre um 6 pm warten musste. Stewart Island schläft noch fast den Dornröschen-Schlaf.

Mehr Fotos gibts hier im Webalbum.


Montag, 24. November 2014

Bei den Schafen in Southland

Nach solch einem schönen Tage gestern dann heute wieder ein totaler Langweiler. Es ging von Te Anau über eine Scenic Route in einem Bogen nach Süden bis Invercargill, der Hauptstadt der Südprovinz Southland. Da gab es wieder unendlich viele grüne Hügel, unendlich viel Schafe, Rinder und bisweilen auch Hirsche, als Weidevieh gehalten, unendlich viel Holzplantagen und so gut wie keine Autos. Es ist eine Nebenstrecke, dennoch war ich verwundert. Außerhalb der Top-Touristenorte ist Kiwiland oft sehr eintönig, einsam und langweilig. Das hatte ich schon auf der Nordinsel fest gestellt. Selbst der Straßenabschnitt an der Küste entlang - und es ist immerhin die Küste des antarktischen Ozeans, ist völlig reizlos. Ein einziger Lookout, naja, auch nicht dolle. Als ich einem Hinweisschild zu der Rock Coast von Riverton folgte, fand ich außer Schafen nur ein paar Felsen am kleinen kiesigen Strand vor, auch nichts Besonderes. Wenn das schon für einen touristischen Hinweise reicht...



Morgens gab es aber noch einige schöne Minuten an der Promenade von Te Anau am gleichnamigen See und später dann in Manapouri am ebenfalls gleichnamigen kleinerem See. Von dort aus kann man mit Boot und Bus zum Doubtful Sound fahren, einem weniger besuchten Fjord, der aber auch sehr schön sein soll. Jedenfalls gab es dort am Anleger nur ein einziges größeres Boot und einen kleineren Parkplatz. Alles strömt zum Milford Sound, und das aus gutem Grund. Für den zweiten Tag hätte ich mir den Doubtful Sound aber gerne vorgenommen und angeschaut. Leider hatte ich in Te Anau nur eine Nacht.



Das könnte ich bei manchen Orten sagen, die ich hier in Kiwiland besucht habe. Im Nachhinein weiß ich, welche Orte ich besser ausgelassen und an welchen Orten ich gerne länger geblieben wäre. Statt der Bay of Islands (ganz nett, aber nichts Besonderes) hätte ich gerne viel mehr Zeit auf der Coromandel Peninsula (Nordinsel) gehabt. Statt in Rotorua hätte ich viel lieber in Taupo Station gemacht; den einzigen Geysir in Rotorua kann man für 45 NZD auch auf der Durchfahrt besuchen, wenns denn unbedingt sein soll. Das Waimangu-Vulkantal ist ohnehin viel schöner. Napier ist nicht schlecht, kann man sich aber auch schenken. Statt dessen wäre mir ein ganzer Tag = 2 Nächte für Wellington lieber gewesen. Und für den Abel Tasman hätte ich gut und gerne noch einen weiteren Tag haben können, also 3 Übernachtungen in Nelson. Dafür kann man die Gletscher mit dem totalen Touristen- und Flugrummel (ständig dröhnen Kleinflugzeuge und Helikopter in den Tälern) getrost auslassen. In den Alpen gibt es bessere. - Man braucht also bestimmt nicht mehr Zeit für NZ als 3 Wochen, aber besser wäre eine andere Route und eine andere Auswahl. Klar, nach der Reise ist man klüger als vorher.



Queenstown hätte ich auch gerne verkürzt, wenn überhaupt. Aber gut, bei besserem Wetter hätte man noch die Gondola nutzen können. Eine Nacht reicht aber. Dafür wäre ich liebend gerne 2 oder 3 Nächte in Te Anau geblieben, einem wirklich netten und sehr schön am See gelegenen Ort, der zu mehr taugt als nur zur Übernachtung nach dem Besuch des Milford Sounds. Von dort aus kann man Bootstouren auf dem See und schöne Wanderungen, auch Tageswanderungen, in der Nähe (Fjordland NP) starten. Te Anau ist natürlich auch touristisch, aber noch irgendwie nett, überschaubar und erträglich. Die Restaurants und Straßencafes jedenfalls sind eine besondere Klasse, einfach super. Die Promenade am See heute Morgen hatte etwas derart Beschauliches und Geruhsames, dass es die reinste Erholung war. Das musste auch für den Tag reichen (nein, Manapouri als noch kleinerer und romantischer Ort, 20 km von Te Anau entfernt, kommt auch noch auf die Positivliste), denn danach auf 200 km kam nicht mehr viel.



Invercárgill kann man vergessen, eine recht hässliche Handels- und Industriestadt im Süden halt. „Flat and wide“ - so ähnlich wie der Coffee. Den CBD hat man rasch durchlaufen, hübsch hässlich. Ich habe hier eben sogar das lokale Art- and History-Museum besucht, liegt beim i-Site (Visitor Centre). Hat 15 Minuten gedauert, dann war man durch. Also ich war durchaus willig, hier alles mitzunehmen ... Hierhin kommt man eigentlich auch nur wegen Stewart Island, das ich morgen mit einem Tagesausflug besuche. Bin sehr gespannt darauf, weil sie so gerühmt wird als Naturparadies. Wahrscheinlich kann man das aber nur bei einem der mehrtägigen Hikes wirklich erleben. Hoffentlich spielt das Wetter einigermaßen mit; wie heute wäre schon ok: Bedeckt, aber überwiegend trocken. Man wird bescheiden mit Neuseelands „Westerlies“ (heute „upcoming“, morgen „dying“). Möge es so sein. 

Hier geht es zum GoogleWebalbum.